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Die Rolle des Goldes als Geld und der Goldstandard

Wieso der Goldstandard im Jahr 1971 zerbrach?

Die Geschichte des Goldes ist seit langem mit der Rolle des Geldes verbunden, aber nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hat Gold diese Rolle in den entwickelten Volkswirtschaften
aufgegeben. Am Ende des Krieges wurde das Bretton-Woods-Geldsystem, ein Regelwerk fester Wechselkurse, geschaffen.

Dieses System brach 1971 zusammen, als die USA einseitig ihren Goldstandard beendeten, der die Umtauschfähigkeit von Gold und Dollar auf 35 US-Dollar pro Unze festlegte.

Verweise auf den Goldstandard beziehen sich oft auf zwei wichtige Perioden in der Geschichte: die des klassischen Goldstandards und die des goldgebundenen Wechselkurssystems nach Bretton Woods.


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Der klassische Goldstandard

Der Goldstandard war ein System, in dem fast alle Länder den Wert ihrer Währungen in Bezug auf eine bestimmte Menge Gold festlegten oder ihre Währung an die eines Landes koppelten, das dies tat. Die inländischen Währungen waren zum festgelegten Preis frei in Gold konvertierbar und es gab keine Beschränkungen für den Import oder Export von Gold. Goldmünzen zirkulierten als Landeswährung neben Münzen aus anderen Metallen und Banknoten, wobei die Zusammensetzung von Land zu Land variierte. Da jede Währung in Bezug auf Gold fixiert war, waren auch die Wechselkurse zwischen den teilnehmenden Währungen fest.

Die Zentralbanken hatten unter dem klassischen Goldstandard zwei übergeordnete geldpolitisch Funktionen:

  • Die Aufrechterhaltung der Konvertibilität der Fiat-Währung in Gold zum festen Preis und dieVerteidigung des Wechselkurses.
  • Die Beschleunigung des Anpassungsprozesses bei einem Zahlungsbilanzungleichgewicht, obwohl dies oft verletzt wurde.

Der klassische Goldstandard existierte von den 1870er Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs1914. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem die durch die Napoleonischen Kriegeerursachten Turbulenzen abgeklungen waren, bestand das Geld entweder aus Spezies (Gold-, Silber- oder Kupfermünzen) oder aus spekulationsgedeckten Banknoten. Ursprünglich hatten jedoch nur das Vereinigte Königreich und einige seiner Kolonien einen Goldstandard, dem sich Portugal 1854 anschloss. Andere Länder hatten in der Regel einen Silber- oder, in einigen Fällen, einen Bimetallstandard. Im Jahr 1871 unternahm das neu vereinigte Deutschland, das von den Reparationszahlungen Frankreichs nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 profitierte, Schritte, die es im Wesentlichen auf einen Goldstandard umstellten. Die Auswirkung der deutschen Entscheidung, gepaart mit der damaligen wirtschaftlichen und politischen Dominanz Großbritanniens und der Anziehungskraft des Zugangs zu den Londoner Finanzmärkten, reichte aus, um andere Länder zu ermutigen, sich dem Gold zuzuwenden. Allerdings basierte dieser Übergang zu einem reinen Goldstandard nach einigen Meinungen eher auf Veränderungen im relativen Angebot von Silber undGold. Ungeachtet dessen waren um 1900 alle Länder außer China und einigen mittelamerikanischen Ländern auf einem Goldstandard. Dieser hielt an, bis er durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. In der Zwischenkriegszeit wurden immer wieder Versuche unternommen, zu einem reinen klassischen Goldstandard zurückzukehren, aber keiner überlebte die Große Depression der 1930er Jahre.

Wie der Goldstandard funktionierte

Unter dem Goldstandard war die Geldmenge eines Landes an das Gold gebunden. Die Notwendigkeit, Fiat-Geld bei Bedarf in Gold umtauschen zu können, begrenzte die Menge des im Umlauf befindlichen Fiat-Geldes strikt auf ein Vielfaches der Goldreserven der Zentralbanken. In den meisten Ländern gab es gesetzliche Mindestquoten von Gold im Verhältnis zu ausgegebenen Banknoten/Währungen oder andere ähnliche Grenzen. Internationale Zahlungsbilanzdifferenzen wurden in Gold beglichen. Länder mit einem Zahlungsbilanzüberschuss würden Goldzuflüsse erhalten, während Länder mit einem Defizit einen Goldabfluss erfahren würden. Theoretisch bedeutete der internationale Ausgleich in Gold, dass das auf dem Goldstandard basierende internationale Währungssystem selbstkorrigierend war. Ein Land mit einem Zahlungsbilanzdefizit würde nämlich einen Abfluss von Gold, eine Verringerung der Geldmenge, einen Rückgang des inländischen Preisniveaus, einen Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit und somit eine Korrektur des Zahlungsbilanzdefizits erfahren. Für Länder mit einem Zahlungsbilanzüberschuss wäre das Gegenteil der Fall.  Dies war das zugrundeliegende Prinzip, wie der Goldstandard funktionierte, obwohl es in der Praxis komplexer war. Der Anpassungsprozess konnte durch Zentralbankoperationen beschleunigt werden.

Das wichtigste Instrument war der Diskontsatz (der Satz, zu dem die Zentralbank Geld an Geschäftsbanken oder Finanzinstitute verleihen würde), der wiederum die Marktzinsen beeinflussen würde. Ein Anstieg der Zinssätze würde den Anpassungsprozess über zwei Kanäle beschleunigen. Erstens würde er die Kreditaufnahme verteuern, was die Investitionsausgaben und die Inlandsnachfrage reduzieren würde, was wiederum einen Abwärtsdruck auf die Inlandspreise ausüben, die Wettbewerbsfähigkeit verbessern und die Exporte stimulieren würde. Zweitens würden höhere Zinssätze Geld aus dem Ausland anziehen, was die Kapitalbilanz der Zahlungsbilanz verbessern würde. Ein Rückgang der Zinssätze würde den gegenteiligen Effekt haben. Die Zentralbank konnte auch direkt auf die umlaufende Geldmenge einwirken, indem sie inländische Vermögenswerte kaufte oder verkaufte, obwohl dies tiefe Finanzmärkte erforderte und daher nur in Großbritannien und zuletzt in Deutschland in nennenswertem Umfang praktiziert wurde. Der Einsatz solcher Methoden bedeutete, dass jede Korrektur eines wirtschaftlichen Ungleichgewichts beschleunigt werden konnte, und normalerweise musste nicht der Punkt abgewartet werden, an dem größere Mengen Gold von einem Land in ein anderes transportiert werden mussten.

Das Bretton-Woods-System

Während des Zweiten Weltkriegs war klar, dass nach Kriegsende ein neues internationales System den Goldstandard ersetzen musste. Der Entwurf dafür wurde auf der Bretton-Woods-Konferenz in den USA im Jahr 1944 ausgearbeitet. Die politische und wirtschaftliche Dominanz der USA machte es erforderlich, dass der Dollar im Zentrum des Systems stehen sollte. Nach den Wirren der Zwischenkriegszeit bestand der Wunsch nach Stabilität, wobei feste Wechselkurse als wesentlich für den Handel angesehen wurden, aber auch nach mehr Flexibilität, als der traditionelle Goldstandard geboten hatte. Das Bretton-Woods-System wurde ausgearbeitet und fixierte den Dollar zum Gold mit der bestehenden Parität von 35 US-Dollar pro Unze, während alle anderen Währungen feste, aber anpassbare Wechselkurse zum Dollar hatten. Im Gegensatz zum klassischen Goldstandard waren Kapitalverkehrskontrollen erlaubt, um den Regierungen die Möglichkeit zu geben, ihre Volkswirtschaften zu stimulieren, ohne von den Finanzmärkten bestraft zu werden.

Während der Ära des Bretton-Woods-Systems wuchs die Weltwirtschaft schnell. Die Wirtschaftspolitik der Staaten nach dem Keynes-Prinzip ermöglichte es, Konjunkturschwankungen zu dämpfen, und die Rezessionen waren im Allgemeinen gering. In den 1960er Jahren begannen sich jedoch Anspannungen zu zeigen. Die anhaltende, wenn auch geringe, weltweite Inflation machte den Goldpreis real zu niedrig. Ein chronisches US-Handelsdefizit zehrte an den US-Goldreserven, aber es gab beträchtlichen Widerstand gegen die Idee, den Dollar gegenüber dem Gold abzuwerten; in jedem Fall hätte dies eine Vereinbarung zwischen den Überschussländern erfordert, ihre Wechselkurse gegenüber dem Dollar zu erhöhen, um die notwendige Anpassung herbeizuführen. In der Zwischenzeit bedeutete das Tempo des Wirtschaftswachstums, dass das Niveau der internationalen Reserven im Allgemeinen unzureichend wurde; die Erfindung des "Sonderziehungsrechts" (SZR- ein neues Reserve-Asset mit dem Wert von 0,888571 Gramm Feingold versehen, dem gleichen Wert wie der Dollar im Juli 1944) konnte dieses Problem nicht lösen. Zwar gab es immer noch Kapitalverkehrskontrollen, doch waren diese Ende der 1960er Jahre deutlich schwächer als in den frühen 1950er Jahren, was die Aussicht auf Kapitalflucht aus bzw. Spekulationen gegen Währungen, die als schwach empfunden wurden, erhöhte.

Im Jahr 1961 wurde der Londoner Goldpool gegründet. Acht Nationen legten ihre Goldreserven zusammen, um die Bindung von 35 US-Dollar pro Unze zu verteidigen und zu verhindern, dass der Goldpreis nach oben geht. Dies funktionierte eine Zeit lang, aber es begannen sich Spannungen abzuzeichnen. Im März 1968 wurde ein zweistufiger Goldmarkt eingeführt, mit einem frei schwankenden privaten Markt und offiziellen Transaktionen zu einer festen Parität. Das zweistufige System war von Natur aus fragil. Das Problem des US-Defizits blieb und verschärfte sich. Da die Spekulationen gegen den Dollar zunahmen, zögerten andere Zentralbanken zunehmend, Dollar als Zahlungsmittel zu akzeptieren; die Situation wurde unhaltbar. Schließlich kündigte Präsident Nixon im August 1971 an, dass die USA die Konvertierbarkeit des Dollars in Gold für die Zentralbanken anderer Nationen auf Verlangen beenden würden. Das Bretton-Woods-System brach zusammen und Gold wurde auf den Weltmärkten frei gehandelt.